You are at: Der Stammbaum arrow Mein Stammbaum arrow Stammbaum Familie arrow Klatsch und Tratsch als menschliche Besonderheit
Klatsch und Tratsch als menschliche Besonderheit E-mail

Klatsch und Tratsch als menschliche Besonderheit 

Eine aufgeflogene Liebschaft, eine ungewöhnliche Paarung, eine Trennung, die Insolvenz eines Unternehmens oder die Straftat eines Promis: Gerüchte und Skandale stoßen auf reges Interesse. Und je pikanter der Sachverhalt ist, desto stärker befeuert er den Klatsch und Tratsch. In fast zwei Dritteln aller Gespräche, die geführt werden, geht es um Personen, die gar nicht an dem Gespräch teilnehmen.

 

 

 

Aber warum finden es Menschen eigentlich so spannend, sich über andere zu unterhalten und deren Verhalten, Entscheidungen oder Erlebnisse zu kommentieren?

Warum gibt es schon seit jeher den berühmten Kaffeeklatsch und den berüchtigten Flurfunk?

Und warum weiß jeder, worüber in Boulevardblättern und -magazinen berichtet wurde, obwohl sich doch offiziell niemand für solchen Quatsch interessiert?  

 

Klatsch und Tratsch als menschliche Besonderheit

Fast alle Menschen haben Spaß an Klatsch und Tratsch. Damit ist ein großer Unterschied zu Tieren gegeben, denn Tiere tauschen sich nicht über Dritte aus. Zwar ist der Austausch untereinander auch bei beispielsweise Primaten üblich und mit Blick auf das soziale Leben sehr wichtig.

Allerdings verbringen sie ihre Zeit lieber mit ausgiebiger Fellpflege, um sich auf diese Weise nahe zu sein und ein Gefühl der Verbundenheit zu erzielen. Die Kommunikation hingegen ist eher praktisch ausgerichtet. So warnen sich Primaten etwa gegenseitig vor Gefahren oder informieren sich darüber, wo Futter zu finden ist. Dem Menschen wird die Fähigkeit, andere zu beobachten und ihr Verhalten zu kommentieren, in die Wiege gelegt.

Schon kleine Kinder berichten, was sich in ihrem Alltag so abgespielt hat. Sie erzählen beispielsweise, dass die Mama beim Einkaufen die Nachbarin getroffen, der Papa beim Fußballschauen Bier getrunken oder ein Kind aus der Gruppe einem anderen Kind das Spielzeug weggenommen hat. Dies ist aber noch kein bewusstes Tratschen über andere. Kinder stellen vielmehr fest und erzählen, ohne sich großartig darüber Gedanken zu machen. Das gezielte Klatschen beginnt erst im frühen Jugendalter.    

 

Frauen tratschen anders als Männer

Früher trafen sich die Frauen an den Waschplätzen. Das Schlagen der nassen Kleidungsstücke gegen Steine wurde jedes Mal von einem lauten Klatsch begleitet. Die Frauen klatschten aber nicht nur, indem sie ihre Wäsche versorgten. Stattdessen nutzten sie die Zeit auch, um sich über Neuigkeiten zu informieren und Gerüchte auszutauschen. Martin Luther stand den Waschweibern äußerst skeptisch gegenüber. Er kritisierte immer wieder, dass die Frauen sinnbildlich schmutzige Wäsche nicht nur mit den Händen, sondern auch mit ihrem Mund waschen.

Die Beschäftigung mit den Vergehen anderer würde die eigenen Schandtaten schnell in Vergessenheit geraten lassen. Doch über andere zu tratschen, ist keineswegs nur eine weibliche Vorliebe. Männer sind dem Klatsch und Tratsch ebenfalls nicht abgeneigt. Allerdings gibt es Unterschiede. So kommen Frauen bewusst zusammen, beispielsweise beim Kaffeeklatsch, um sich über Dritte zu unterhalten. Männer hingegen verabreden sich zu einer gemeinsamen Aktivität und die Gespräche über andere entwickeln sich nebenher. Ein weiterer Unterschied besteht nach Ansicht der Forschung darin, dass sich Frauen in erster Linie über die Familie und den Freundes- oder Bekanntenkreis austauschen.

Im Unterschied dazu geht es in Männergesprächen eher um Promis aus Sport, Musik, Film oder Politik. Außerdem verwenden Frauen den Tratsch als eine Art Ventil für Aggressionen. Männer nutzen andere Aktivitäten, um Aggressionen abzubauen, sie powern sich beispielsweise beim Sport aus. 

 

Die Funktionsweise von Klatsch und Tratsch

Klatsch und Tratsch basiert auf drei klar verteilten Rollen. So übernimmt einer die aktive Rolle und leitet das Gespräch mit einer Frage oder Anmerkung im Stil von „Hast du schon gehört, dass …“ ein. Sein Gesprächspartner schlüpft zunächst in die passive Rolle, etwa so: „Das gibt’s ja nicht. Erzähl!“. Die dritte Rolle kommt demjenigen zu, der die Informationen liefert und so zum Objekt des Klatsches wird. Er ist bei dem Gespräch aber nicht dabei.

Auch der Ablauf eines Tratsches folgt einem festen Schema. So wird zunächst vorsichtig abgeklopft, wie groß das Interesse an dem kleinen Plausch ist. Danach werden die vorhandenen Informationen ausgetauscht. Zum Schluss werden die persönlichen Ansichten und Einschätzungen kommuniziert, um sich anschließend dem nächsten Thema zuzuwenden. Auch wenn das Gerede über andere keinen guten Ruf hat und jemand, der leidenschaftlich klatscht und tratscht gerne als Lästermaul bezeichnet wird, kann der Tratsch durchaus positive Seiten haben.

So stärkt der gemeinsame Austausch über einen Dritten das Zusammengehörigkeitsgefühl und vermittelt Einigkeit. Außerdem entstehen Nähe und Freundschaft, wenn jemand seinen Gesprächspartner an vertraulichen Informationen teilhaben lässt. Hinzu kommt, dass Klatsch und Tratsch gängige Wertvorstellungen kommuniziert und gleichzeitig das eigene Verhalten beeinflusst.

Schließlich möchten sich die wenigsten ein Skandälchen leisten, das sie selbst ins Gerede bringt. Problematisch wird es aber dann, wenn sich ein harmloser Tratsch in Mobbing verwandelt. Diese Gefahr ist größer als oft gedacht, denn die Grenzen sind fließend. So kann es schnell passieren, dass sich ein zunächst belangloses Gerücht immer weiter aufbauscht. Nehmen die verbreiteten Unwahrheiten kontinuierlich zu und bekommt der Betroffene schließlich mit, dass und was über ihn geredet wird, hat sich eine typische Mobbing-Situation entwickelt.

Die Lästereien und das schlechte Gerede können noch lange Zeit nachwirken und vor allem durch ein erneutes Hervorkramen nachteilige Folgen für den Betroffenen haben, selbst wenn das ursprüngliche Gerücht eigentlich schon lange aus der Welt geschafft ist.

Mehr Berichte, Dokumentationen, Anleitungen und Tipps:

 
< Prev   Next >

mehr Artikel

Richtige Bezeichnungen in der Ahnenreihe Übersicht über die richtigen Bezeichnungen in der Ahnenreihe Wer sich näher mit seiner Familie beschäftigt oder sich gar auf die Suche nach seinen Wurzeln macht, wird sehr schnell mit unterschiedlichen Verwandtschaftsgraden in Berührung kommen. In den näheren Generationen ist es dabei meist noch recht einfach, die richtige Bezeichnung zu finden. Spätestens wenn sich der Stammbaum jedoch weiter verzweigt, stoßen viele Hobby-Genealogen an ihre Grenzen. So ist es beispielsweise weit verbreitet, eine Kusine des Vaters als Großkusine zu bezeichnen.   Ganzen Artikel...

Rituale im Familienalltag - Infos und Tipps, 1. Teil Rituale im Familienalltag - Infos und Tipps, 1. Teil   Kinder profitieren sehr von Ritualen. Denn Routinen, Bräuche und Traditionen geben Sicherheit, stärken das Wir-Gefühl und können bestimmte Anlässe noch besonderer machen. Doch welche Rituale lassen sich wie in den Familienalltag integrieren? Wir geben Infos und Tipps!    Ganzen Artikel...

Was Rasenmäher-Eltern lernen sollten Was Rasenmäher-Eltern lernen sollten   Auch wenn es mitunter schwerfällt, es zuzugeben: Bei ehrlicher und objektiver Betrachtung steckt in allen Müttern und Vätern ein bisschen von Helikopter- oder sogar Rasenmäher-Eltern. Tatsächlich ist das auch gar nicht weiter schlimm. Denn Eltern handeln aus Liebe und wollen nur das Beste für ihre Kinder. Und dazu gehört eben auch, sich schützend vor die Kinder zu stellen und einzugreifen, wenn ein Scheitern droht. Allerdings sollten Rasenmäher-Eltern lernen, nicht übers Ziel hinauszuschießen. Das ständige Es-gut-meinen kann nämlich sehr negative Nebenwirkungen haben.  Ganzen Artikel...

Berufe früher: das Dienstmädchen und anderes Hauspersonal Berufe früher: das Dienstmädchen und anderes Hauspersonal Früher war der Beruf des Dienstmädchens die häufigste Tätigkeit unter jungen Frauen. Wenn es sich der bürgerliche Haushalt um 1900 leisten konnte, beschäftigte er aber nicht nur ein Dienstmädchen, das für alle Arbeiten zuständig war. Stattdessen gönnte er sich weiteres Hauspersonal, das dann verschiedene Aufgaben zu erledigen hatte.   Ganzen Artikel...



Eine Ahnentafel selber machen - Infos und Tipps, 1. Teil Eine Ahnentafel selber machen - Infos und Tipps, 1. Teil Die Suche nach den eigenen Vorfahren kann sehr spannend sein. Die Ergebnisse dieser Suche können in einer Ahnentafel festgehalten werden.    Ganzen Artikel...

Translation

Themengebiete

Alles Wichtige zur Änderung des Personenstands, Teil 1
Alles Wichtige zur Änderung des Personenstands, Teil 1 Manchmal kann es notwendig werden, den Personenstand zu ändern. Denkbar...
Übersicht: Die wichtigsten Leistungen für Familien, 1. Teil
Übersicht: Die wichtigsten Leistungen für Familien, 1. Teil Für viele steht fest, dass sie eine eigene Familie gründen m...
Mormonen und die Familienforschung
Wer sind eigentlich die Mormonen und welche Bedeutung haben sie für die Familienforschung? Wer sich intensiver mit der Familien- und Ah...
Intelligenz - Was ist das eigentlich?
Intelligenz - Was ist das eigentlich? Im Laufe seiner Geschichte hat sich der Mensch deutlich weiterentwickelt. Erst nach und nach hat er ge...
Eine Ahnentafel selber machen - Infos und Tipps, 1. Teil
Eine Ahnentafel selber machen - Infos und Tipps, 1. Teil Die Suche nach den eigenen Vorfahren kann sehr spannend sein. Die Ergebnisse dieser...
Winterliche Brauchtumstage in der Übersicht
Winterliche Brauchtumstage in der Übersicht Vier Wochen vor Weihnachten beginnt die Adventszeit. Dann wird der Adventskranz aufgestellt...

themesclub.com cms Joomla template
Copyright © 2025 Stammbaum Vorlagen - Familie, Tipps und Ratgeber  -  All Rights Reserved.
design by themesclub.com
themesclub logo
Autoren & Betreiber Artdefects Media Verlag