Stammbaeume in der Psychotherapie |
Stammbäume als Hilfsmittel in der PsychotherapieFrüher oder später muss sicherlich jeder die Erfahrung machen, dass das Leben nicht immer einfach, unkompliziert und nach den eigenen Vorstellungen verläuft. Allerdings gibt es auch unangenehme und schwierige Situationen oder Probleme, die eine Person nicht selbst beeinflussen konnte, sondern die familiäre Ursachen haben. Dabei kann es sich einerseits um Problemstellungen handeln, die aus Spannungen und Konflikten innerhalb der Familie resultieren, und andererseits um ungelöste Probleme oder negative Erfahrungen, die von den Folgegenerationen bewusst oder unbewusst aufgenommen wurden und diese nun negativ beeinflussen.
In diesem Zusammenhang übernimmt die Psychotherapie die Aufgabe, diese Problemstellungen zu erkennen, um sie anschließend aufzuarbeiten und letztlich lösen zu können. Stammbäume erweisen sich dabei als sehr hilfreiches Instrument, denn durch eine Aufstellung der Familie und eine Verbildlichung der Beziehungen kann es leichter werden, die Ursachen für Konflikte oder Verhaltensweisen zu finden:
• Ein Stammbaum, der als Hilfsmittel bei einer psychotherapeutischen Analyse Anwendung findet, verfolgt weniger das Ziel der Familienforschung im eigentlichen Sinne. Es geht also nur bedingt darum, Vorfahren und damit die eigenen Wurzeln zu finden, sondern vielmehr um die Beziehungen der Familienmitglieder zueinander, wobei auch einschneidende Erlebnisse berücksichtigt werden.
• Bei der Erstellung eines solchen Stammbaumes wird zunächst erfasst, wer zur Familie gehört. Eingetragen werden im Regelfall alle die Familienmitglieder, mit denen die Person aufgewachsen ist und zu denen ein regelmäßiger Kontakt besteht. Neben der Person selbst sind dies die Geschwister, inklusive der Halbgeschwister, die Eltern sowie gegebenenfalls deren weitere Partner, die Großeltern sowie Tanten und Onkel. Weitere Personen wie Cousinen, Cousins oder enge Freunde der Familie werden nur dann erfasst, wenn sie im Verlauf des Lebens eine Rolle gespielt haben oder eine enge Bindung besteht.
• Sind die Namen und die Beziehungen der Personen zueinander erfasst, werden bedeutende und prägende Ereignisse vermerkt. Hierzu gehören Todesfälle, wobei vor allem unerwartete und sehr frühe Todesfälle von Bedeutung sind. Das heißt, es werden nicht nur verstorbene Personen gekennzeichnet, sondern vor allem auch frühe Verluste, Selbstmorde sowie Tot- und Fehlgeburten eingetragen. Sinnvoll ist zudem, Todesfälle, die besonders schmerzlich oder belastend waren, deutlich hervorzuheben. Daneben werden die Aspekte eingetragen, die im Allgemeinen als schwere Schicksale bezeichnet werden. Darunter fallen physische und psychische Erkrankungen, Suchterkrankungen, Behinderungen, Missbildungen oder auch Abtreibungen. Außerdem gehören Straftaten und Haftstrafen, aber auch massive Probleme finanzieller Natur und Insolvenzen in diesen Bereich.Schließlich werden zwischenmenschliche Konflikte vermerkt. Hierbei kann es sich um Diskrepanzen handeln, weil ein Familienmitglied beispielsweise aus einem anderen Land oder einer anderen Kultur stammt, um die sogenannten schwarzen Schafe der Familie oder um Familienmitglieder, die die Familie sehr früh verlassen haben. Außerdem sollten die Familienmitglieder erfasst werden, zu denen aktuell kein Kontakt mehr besteht oder zu denen der Kontakt aufgrund von Streitigkeiten beeinträchtigt war oder ist.
Thema: Stammbäume als Hilfsmittel in der Psychotherapie
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